Angestellte mit ins Boot holen
Aktuell im Gespräch mit Dr. Ina Martini, Vorsitzende des Beratenden Fachausschusses der angestellten Ärztinnen und Ärzte der KV Brandenburg
Wie haben Sie sich in Ihr Amt als Ausschussvorsitzende eingearbeitet?
Vor allem haben wir natürlich miteinander geredet. Wir sind fünf Mitglieder im beratenden Fachausschuss der angestellten Ärztinnen und Ärzte und kommen aus den verschiedensten Strukturen und Kommunen. Wir treffen uns regelmäßig alle vier bis sechs Wochen in einer Arbeitsgruppe per Video. Gemeinsam haben wir Bereiche identifiziert, die für ambulant angestellte Ärztinnen und Ärzte besonders relevant sind. Und wir haben auch die Präsidentin der Vertreterversammlung,Dr. Anke Speth, zu Gesprächen eingeladen.
Welche Themen beschäftigen Sie derzeit in der Gremienarbeit?
Mittlerweile arbeiten 37 Prozent der ambulant tätigen Kolleginnen und Kollegen in Brandenburg angestellt, und nur 63 Prozent in eigener Niederlassung. Die Arbeitsbedingungen der ambulant angestellten Ärztinnen und Ärzte sind sehr unterschiedlich. Einige arbeiten in großen MVZ, andere in kleineren übersichtlichen Strukturen. Dennoch sind sie alle Mitglied und Teil der ärztlichen Selbstverwaltung der KVBB. Und hier möchten wir für unsere angestellt tätigen Kolleginnen und Kollegen mehr Transparenz schaffen. So fordern wir zum Beispiel auch für ambulant angestellte Ärztinnen und Ärzte eine verpflichtende Niederlassungsberatung durch die KVBB, um genauer über Rechte und Pflichten zu informieren.
Ein immer wiederkehrendes Thema in unserer Arbeitsgruppe ist die Rolle des Ärztlichen Leiters/der Ärztlichen Leiterin eines MVZ. Nach Bundessozialgericht trägt er/sie die Gesamtverantwortung für den ordnungsgemäßen Betriebsablauf gegenüber der KV. Zudem hat er/sie den Versorgungsauftrag sicherzustellen. Leider gibt es bislang keinen Katalog, welche Aufgaben die Ärztliche Leitung konkret zu übernehmen hat. Es gibt Arbeitsrechtler, die vor der Übernahme einer solchen Position warnen, solange es hier keine Klärung gibt.
Und natürlich beschäftige ich mich mit der anstehenden Krankenhausreform. Sie wird die Ambulantisierung der Medizin vorantreiben. Es ist abzusehen, dass damit noch mehr Strukturen entstehen, in denen ambulant angestellte Kolleginnen und Kollegen tätig sein werden.
Wie schätzen Sie bislang die Zusammenarbeit mit dem KVBB-Vorstand ein?
Der neue Vorstand beschäftigt sich mit dem Thema „ambulant angestellt“. Das war bislang nicht so. Sogenannte „Betreibergespräche“ sind geplant, also Vorstands-Gespräche mit den Geschäftsführern und Zulassungsinhabern der MVZ. Das finde ich sehr zukunftsweisend.
Als nächstes kommt es darauf an, die ambulant angestellten Ärztinnen und Ärzte auch mit ins Boot zu holen, um gemeinsam zu gestalten.
Wie halten Sie Kontakt zu den angestellten Kolleginnen und Kollegen im Land?
Den beratenden Fachausschuss angestellte Ärztinnen und Ärzte in der KVBB gibt es seit 2017. In der jetzigen Zusammensetzung wurden wir 2023 von der Vertreterversammlung gewählt. Wir möchten die Anliegen und Probleme der ambulant angestellten Ärztinnen und Ärzte in die Vertreterversammlung und an den Vorstand der KVBB bringen.
Glücklicherweise bin ich nicht alleine, sondern Teil einer Arbeitsgruppe. Im Flächenland Brandenburg trifft man sich nicht zufällig. Dafür muss man etwas tun. Zunächst möchten wir alle Kolleginnen und Kollegen ermuntern, uns über unsere Mailadresse zu kontaktieren und Themen einzubringen. In Zukunft kann ich mir auch ein jährliches Treffen aller ambulant angestellten Ärztinnen und Ärzte in Hybridform vorstellen, in den Räumen der KVBB.
Wie können angestellte Kolleginnen und Kollegen eigene Themen im Ausschuss platzieren?
Anfragen von Kolleginnen und Kollegen nehmen wir sehr gerne unter der E-Mail Adresse angestellt-kvbb@gmx.de entgegen. Wir nehmen dann Kontakt mit Ihnen auf und versuchen, die Themen innerhalb der KVBB zu platzieren und idealerweise zu klären.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellten
Ute Menzel und Christian Wehry.

„Ich bin stolz darauf, einer KV-Vertreterversammlung anzugehören die nahezu paritätisch besetzt ist. Erstmals in der Geschichte der KVBB haben wir eine Frau an die Spitze des Vorstands gewählt. Und auch das Amt der Präsidentin und der Vizepräsidentin der Vertreterversammlung ist weiblich besetzt. Damit liegt Brandenburg in Sachen Parität an der Spitze der deutschen KVen. Zudem ist unsere Präsidentin eine ambulant angestellte Ärztin, auch das ist ein Novum. Dennoch sind die Strukturen der KVen über die vielen Jahre patriarchal geprägt worden, und es kostet noch viel Mühe, hier Veränderungen voranzutreiben. Ich wünsche unseren ‚Spitzenfrauen‘ viel Kraft und Durchhaltevermögen dabei. Denn gemischte Teams kommen nachweislich zu besseren Ergebnissen.“
Der Beratende Fachausschuss angestellte Ärzte
Vorsitzende
Dr. med. Ina Martini
Stellvertreterin
Dr. med. Dagmar Haase
Mitglieder
Priv.-Doz. Dr. med. Thiemo Pfab
Dr. med. Katrin Laufer
Stephan Menzel
Stellvertreter
Dr. med. Marcella Sommerer
Dr. med. Björn Matthies
Dr. med. Frank Berthold
Bert Riedel
Dr. med. Stephanie Zaussinger