Investitionen in Praxen nötig
Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg tagte in Potsdam
Aus dem geplanten Infrastruktur-Sondervermögen der Bundesregierung muss auch Geld in die ambulante Versorgung fließen. Das forderte Catrin Steiniger, Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB), auf der jüngsten Vertreterversammlung der KVBB am 14. März in Potsdam. In den Praxen bestehe beispielsweise bei der Digitalisierung ein hoher Investitionsbedarf. Auch in die Rufnummer des Patientenservice 116117 könne Geld aus dem Sondervermögen investiert werden.
Die KVBB-Chefin verwahrte sich zudem gegen Forderungen, dass Krankenkassen auf Terminkontingente der Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen zugreifen, um davon selbst Termine für ihre Versicherten zu vermitteln. Dies hatte der AOK-Bundesverband in seinem Sofortprogramm zur Stabilisierung der Finanzen in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung nach der Bundestagswahl gefordert. Darüber hinaus sollten demnach auch die Terminvermittlungszuschläge gestrichen sowie die Entbudgetierung für den hausärztlichen sowie den kinderärztlichen Bereich zurückgenommen werden. „Das ist ein absolutes No-Go“, betonte Frau Steiniger.
Sie berichtete den Mitgliedern der Vertreterversammlung außerdem über aktuelle Sachstände bei Vertragsverhandlungen mit den Krankenkassen. So habe sich die KVBB mit den Kassen endlich über die Vergütung der RSV-Impfung geeinigt: Mit 10,79 Euro liege diese im bundesweiten Vergleich ganz vorn, so die KVBB-Vorstandsvorsitzende. Dies sei ein sehr gutes Ergebnis im Interesse der impfenden Kolleginnen und Kollegen.
eTerminservice: Termine für Online-Buchung melden
Dr. Stefan Roßbach-Kurschat, stellvertretender KVBB-Vorsitzender, bat in seinem Bericht die Kolleginnen und Kollegen, Termine zur Online-Buchung durch die Patienten in den eTerminservice einzustellen. Dafür freigegeben sind in Brandenburg neben der hausärztlichen Versorgung die Fachgruppen Kinderheilkunde, Gynäkologie, Chirurgie und Orthopädie, HNO, Augenheilkunde, Dermatologie, Kinder- und Jugendpsychatrie sowie das Erstgespräch der Psychotherapie. „In diesen Fachgebieten ist die Online-Buchung eine echte Entlastung“, so der hausärztliche KVBB-Vorstand. „Die Buchung über die Terminservicestelle kostet uns nämlich rund zehn Euro pro Termin.“ Er bat auch darum, der KVBB auch regelmäßig Informationen zur „No-Show-Rate“ zu melden.
Erfreut zeigte sich Dr. Roßbach-Kurschat über den positiven Trend in der Ausbildung der Medizinischen Fachangestellten (MFA). „Zum 31. Dezember 2024 gab es insgesamt 550 MFA-Ausbildungsverträge in den Praxen. 2020 waren es 417. Wir alle wissen, dass wir die MFA in Praxen brauchen. Deshalb müssen wir uns in der Ausbildung engagieren und alles daransetzen, diese qualifizierten Fachkräfte langfristig in den Praxen zu halten.“ Mit der Landesärztekammer ist die KVBB im Gespräch über berufsbegleitende Refresher-Kurse, um beispielsweise den Wiedereinstieg nach Elternzeit oder den Quereinstieg zu vereinfachen. Dr. Frank Bertold, Laborarzt aus Frankfurt (Oder) bat darum, dass auch MTA, Medizinische Technische Assistenten, dabei berücksichtigt werden.
Keine Vorbereitung für Krisenfall
Nachdenklich berichtete der KVBB-Vize von der KRITIS-Tagung zur kritischen Infrastruktur, an der er am 6. März in Berlin teilgenommen hatte. Diese stand im Zeichen der zunehmenden europäischen und weltweiten Bedrohungslage. Er warnte vor erheblichen Lücken in der ambulanten Versorgung im Krisenfall. „Niedergelassene werden in Notfallplänen schlicht nicht mitgedacht – dabei läuft die Regelversorgung über uns“, betonte er. Es sei besorgniserregend, dass es keinen verlässlichen Überblick über verfügbare Ärzte und Sanitäter gibt, da diese in verschiedenen Datenbanken mehrfach erfasst sind.
Dr. Roßbach-Kurschat forderte daher eine Neubewertung, klare Zuständigkeiten und finanzielle Mittel auch für ambulante Strukturen für die Krisenvorsorge.
IT-Sicherheit
Holger Rostek, Vorstand der KVBB, informierte die VV über wichtige Neuigkeiten zur elektronischen Patientenakte (ePA): „Da sich der bundesweite Rollout der ePA 3.0 – der ePA für alle - voraussichtlich um mehrere Monate verzögert, müssen bei uns in Brandenburg vorerst keine Sanktionen gegen Praxen verhängt werden. Die Praxen können das neue ePA-Modul 3.0 im ersten Quartal 2025 noch nicht gar nutzen. Daher müssen sie weder Honorarkürzungen noch eine Reduzierung der TI-Pauschale befürchten.“
Als Service der KVBB für alle Brandenburger Praxen kündigte Herr Rostek an, Online-Schulungen zur IT-Sicherheit anzubieten. „IT Angriffe werden nicht nur durch Technik, sondern vor allem auch durch die Awareness der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgefangen. Wir legen daher ein Schulungsangebot auf, um Ihre Praxisteams zu sensibilisieren und die Praxis-IT bestmöglich zu schützen.“